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Während der Zeit des Nationalsozialismus war auch die Sparkasse Hagen in Prozesse eingebunden, die zur systematischen Enteignung jüdischer Bürger führten. Diese Enteignung war kein punktuelles Unrecht, sondern Teil eines staatlich organisierten, schrittweise durchgesetzten Raubzugs gegen die jüdische Bevölkerung – ein Prozess, an dem sich öffentliche Institutionen wie Sparkassen aktiv oder durch administrative Mithilfe beteiligten. In Hagen betraf dieser Vermögensentzug zahlreiche jüdische Familien, die bereits in den 1930er-Jahren mit wirtschaftlichen Einschränkungen, Boykottaufrufen und Berufsverboten konfrontiert wurden. Viele führten Giro- oder Sparkonten bei der Sparkasse Hagen – Konten, die im Zuge antisemitischer Verordnungen zunehmend kontrolliert, gesperrt oder gelöscht wurden. Ab 1938, im Zusammenhang mit der sogenannten „Judenvermögensabgabe“ und den Maßnahmen zur „Arisierung“, verloren jüdische Kunden endgültig die Verfügung über ihr Eigentum. Vermögen musste zwangsweise offengelegt werden; häufig wurde es durch staatliche Stellen beschlagnahmt oder unter Wert an „arische“ Käufer übertragen – ein Prozess, bei dem die Sparkasse Hagen teils die technische und verwaltungsmäßige Abwicklung übernahm. |
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Diese Enteignung war nicht nur ein wirtschaftlicher Verlust für die Betroffenen, sondern auch ein gezielter Angriff auf ihre Lebensgrundlage, ihre Würde und ihre Hoffnung auf Sicherheit. Die Sparkasse Hagen war in vielen Fällen Mittlerin oder stille Vollstreckerin dieses Prozesses: durch Kontoschließungen, Weitergabe von Vermögensdaten, und die administrative Begleitung von Zwangsverkäufen. Sie handelte dabei im Rahmen der geltenden NS-Gesetze – doch diese formale Legalität kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich um moralisch schwerwiegendes Unrecht handelte. Nach 1945 wurden die Vorgänge um die Enteignung jüdischer Kunden zunächst kaum aufgearbeitet. Viele Betroffene oder ihre Erben erhielten keine angemessene Entschädigung; ihre Geschichten verschwanden aus den Archiven. Erst Jahrzehnte später begann eine langsam wachsende öffentliche und historische Auseinandersetzung, die auch die Rolle der Sparkasse Hagen in den Blick nahm. Die Geschichte der Enteignung jüdischer Kunden ist ein mahnendes Kapitel lokaler Geschichte – eines, das zeigt, wie tief alltägliche Institutionen in ein System der Unmenschlichkeit eingebunden sein konnten. Die Aufarbeitung dieser Vergangenheit ist nicht nur eine historische Pflicht, sondern auch ein Schritt hin zu einem bewussten Umgang mit Verantwortung, Erinnerung und Gerechtigkeit. |
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